Interview mit Dr. Bernd Mayer
Toxikologie Universität Graz
Eigenständiges Produkt und kein Tabak
Die E-Zigarette ist ein anderes Produkt als die
Tabak-Zigarette. Ebenso unterscheidet sie sich vom so genannten „Heated Tobacco“, der de facto ein Tabak-Produkt ist. E-Zigaretten enthalten zu 100% keinen Tabak. Sie verdampfen Liquids –
aromatisierte Flüssigkeiten, die auch Nikotin enthalten können, aber nicht müssen. Dadurch werden deutlich weniger Schadstoffe als bei Tabakprodukten inhaliert (Harm Reduction).
E-Zigaretten sind laut der Gesundheitsbehörde Public Health England um 95% weniger schädlich als Tabak. Wissenschaftler der Universität Catania stellten in einer drei-Jahres-Studie keinerlei Beeinträchtigungen bei den aufwendig untersuchten Probanden fest, was eine weitere Langzeitstudie untermauerte. Andere Forscher bestätigen das geringere Risiko: Von 79 Schadstoffen im Tabakrauch treten 61 gar nicht beim Dampfen auf. [1]
Erwachsene dampfen – nicht Jugendliche
Das Einstiegsalter beim E-Zigarettenkonsum liegt bei etwa 31 Jahren, so das Institut für Therapieforschung (IFT). Laut dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) lassen sich Befürchtungen, dass E-Zigaretten Jugendliche zum Rauchen verführen (sog. Gateway-Effekt), nicht bestätigen. Auch die Bundesdrogenbeauftragte bestätigt: Jugendliche konsumieren sehr selten regelmäßig E-Zigaretten. [2]
Der Großteil der Europäer sieht in der E-Zigarette eine hilfreiche Option zum Tabakstopp. Der Wunsch zur Verbesserung der Gesundheit ist treibende Kraft. Daher setzen z.B. England, Belgien, die Niederlande und die Schweiz in diversen Tabakstopp-Kampagnen auch auf das Dampfen. Eine Übersicht zu internationalen Kampagnen der Gesundheitspolitik finden Sie hier. [3]
Laut dem Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut entspricht die gemessene Konzentration an Formaldehyd im E-Zigarettendampf der menschlichen Atemluft. Renommierte Institutionen wie die Universität Cassino, Cancer Research UK und der Wissenschaftliche Dienst des britischen Parlaments sehen kein Gesundheitsrisiko durch Passivdampf. [4]
Die meisten Dampfer sind Ex-Raucher. Die Mehrheit von ihnen (90%) wechselt innerhalb eines Monats komplett zur E-Zigarette. Von denjenigen, die parallel noch Tabak-Zigaretten rauchen, reduzieren 96% signifikant den Tabak-Konsum. Nur sehr wenige Nichtraucher (etwa ein Prozent) beginnen überhaupt mit dem Dampfen. Zudem können Dampfer eine positive Wirkung auf den Tabak-Stopp von Rauchern ausüben. [5]
Raucher, die E-Zigaretten beim Tabakstopp einsetzen, haben eine um bis zu 60% höhere Erfolgsquote, als wenn sie Nikotinersatzpräparate wie Kaugummi oder Pflaster verwenden. Das bestätigen neue Forschungen. Experten schätzen, dass bislang über 6 Millionen Europäer mit der E-Zigarette vom Tabak loskamen und 9 Millionen damit den Tabakkonsum einschränken können. Vorteil: Dampfer werden zudem weniger rückfällig. [6]
Die gesundheitspolitischen Potentiale der E-Zigarette finden immer
mehr Beachtung. Der britische Wissenschaftsausschuss unterstützt klar das Dampfen. Ebenso Gesundheits-NGOs wie etwa das National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Neuseeland kippte
sein E-Zigarettenverbot und arbeitet an einer austarierten Regulierung. Der Schweizer Fachverband Sucht fordert ein Umdenken zum Dampfen als Mittel zum Tabak-Stopp.
Auch in Österreich wäre mehr Aufklärung zur E-Zigarette wichtig. Nur ein Viertel der Bevölkerung hierzulande weiß, dass E-Zigaretten wesentlich weniger schädlich sind als Tabak. [7]
Das Faktenpapier liegt hier für Sie zum Download bereit.